Roundflash™ – Spielerei oder nützlich?

Einfaches Blitzen, ohne Studioblitze und ohne Schattenwurf, schön wär’s – oder geht das wirklich?
Im Gegensatz zu „echten“ Ringblitzen, Ringleuchten und Selbstbaulösungen soll der Roundflash™ wohl eine solide Alternative sein, die vollständig ausleuchtet und dadurch absolut homogene Portraits und Produktfotografie ermöglichen  – na dann probieren wir das mal aus 🙂

Eigentlich bin ich nur durch Zufall darauf gestoßen, als ich in einem der DSLR-Foren ein wenig stöberte.
Ein Ringblitz – um genau zu sein, der MR-14EX von Canon – hatte mich schon lange gereizt, aber mangels der Ausleuchtung (Leitzahl 14), der Beschränkung auf Makroobjektive und des Preises (ab 519,- € aufwärts) kam dies von der Vernunft her nicht in Frage.
Zwar ist der Roundflash™ mit 109,- € im Webshop bzw. 119,- € bei Bestellung beim deutschen Vertrieb auch nicht gerade ein sehr günstiger Vertreter seiner Art, jedoch hat mich das beschriebene Konzept überzeugt, sodass ich es gerne auf einen Versuch ankommen lasse.

Ach ja, fast vergessen: die kleinen, durch div. Versandhändler immer wieder angebotenen LED-Ringlites im Preisbereich von etwa 30 Euro haben bei weitem nicht die Kraft, um überhaupt eine vernünftige Ausleuchtung zu erzielen – das sollte aber allein schon bei den Herstellerangaben klar sein, die „beste Ergebnisse bei Verwendung im Bereich von 2,5 cm bis 25 cm“ bewerben – zum Vergleich, mein EF 100 L Macro hat jedoch schon eine Naheinstellgrenze von 30 cm, was den Betrieb as absurdum führt.

Außerdem wollte ich ja nicht nur im Makrobereich und ggf. bei Fotos von Objekten eine gute Ausleuchtung erzielen, sondern auch bei Portraits ohne Studioausleuchtung den Schattenwurf minimieren und auch den immer wieder gerne gesehenen Effekts des „Ringlite“ und „Ringflash“ in den Augen einfließen lassen.

Beim Ringlite besteht Dauerlicht, was dazu führt, dass die sich die Pupille zusammenzieht und dadurch die Iris voll zur Geltung kommt, während beim Ringflash eine nahezu normale Pupille mit dem erwähnten Ringeffekt im schwarzen Bereich der Pupillenöffnung erzeugt wird – und es hat beides seinen Reiz, denn dieser Effekt in den Augen – oder auch jeder anderen, spiegelnden Oberfläche wie z.B. Sonnenbrillen – führt zu einer völlig anderen Wahrnehmung des Portraits durch den Betrachter und wird auch auf Covern der rennomierten Modemagazine gerne verwendet.
Ein etwas älteres, aber sehr anschauliches Beispiel des Effekts ist auf der Website von kwerfeldein gewürdigt worden – besonders schön zeigen diesen Effekt mMn. die Bilder des letzten Models (Maya).

Heute erhielt ich also die Bestellung.
Man muss sich erst nochmal klar werden, dass der Roundflash™ selbst quasi nichts anderes als eine zum Transport in ein sehr kleines Packmaß faltbare, runde, umlaufende Softbox ist, die an das normale, bereits vorhandene Blitzgerät mittels Klettstreifen und dem verwendeten Objektiv mittels Gummiseilzügen befestigt wird. Plump gesagt ist es also ein Stück in Form gebrachter Stoff mit einem zweiten, milchig-durchsichtigen Stoffteil,  ein paar Streben, etwas Klett und etwas Gummiseilzug – und das kostet 119 Euro?
Ja, kostet es – und ich durfte feststellen: das ist es auch wert.

Trotz meines anfänglichen Argwohns ob dieser Befestigung ist die Konstruktion doch erstaunlich stabil – wie sich des Teil aufgrund der Größe jedoch bei Wind verhält, muss ich noch ausprobieren.

Die Blitzeinstellungen mit ETTLII funktionieren leider nicht so gut wie beschrieben; die alleinige Einstellung von + 1 2/3 der Blitzleistung im Menü der Kamera macht einfach zu dunkle Bilder. Eventuell habe ich hier aber auch einfach noch einen Denkfehler.
Nachfolgendens Bild – nicht erschrecken, das bin ich selbst, unrasiert und fern der Heimat 😛 – ist bei ISO 50, f/16 und 1/200 Sekunde bei 30 mm entstanden:

Wolf - frontal, swDeutlich zu sehen ist natürlich die Spiegelung in den Augen. Die Ausleuchtung ist wider Erwarten absolut gleichmäßig, und fällt – bedingt durch die hohe Blende – zum Rand des Kopfes etwas ab.
Die Konstruktion wirft das Licht des Blitzes  durch einen Reflektor in den Kreis, und dies ist wohl gut berechnet. Erstaunlich finde ich aber, was bereits bei diesem ersten Test ohne weitere Vertiefung in den Umgang und die Thematik möglich war.

Auch bei Fotos von (nahen) Objekten stellt sich kein Schattenwurf ein, was ich persönlich für sehr angenehm halte, war doch dafür zuvor ein Multi-Blitz-System mit 2 oder mehr Blitzgeräten notwendig.
BlumenDas Motiv wurde gewählt, weil es a) gerade auf dem Tisch stand 😉 und b) weil es mit den vielschichtigen Blüten komplex aufgebaut ist.
Und doch zeigen die Blüten hier nur marginalen Schattenwurf ineinander. Eine natürliche, für das Auge angenehme Lichtgestaltung ist also ohne Einschränkung möglich.
Eine Begrenzung stellt natürlich der Radius dar, der Durchmesser des Roundflash™ beträgt 45 cm; daher ist die schattenlose Ausleuchtung – je nach verwendetem Objektiv – auf Objekte mit etwa 30-45 cm Größe begrenzt.

Fazit: Eine große Studioausrüstung kann der Roundflash™ natürlich nicht ersetzen, jedoch kostet so ein Setup mit 5 oder mehr professionellen Blitzgeräten, Softboxen, Tageslichtlampen etc. natürlich weitaus mehr als etwa 120 Euro.
Für Hobbyfotografen stellt er jedoch ein vielseitiges Produkt dar, das gezielt zur Bildformung und für Effekte verwendet werden kann.
Auch wenn der Umgang anfangs etwas gewöhnungsbeürftig ist, kann ich den Roundflash™ jedem empfehlen, der mit Licht gestalten möchte.

2 Kommentare

    • Zum versteckten Fotografieren: ja, zu sperrig, das denke ich auch – zumal in den Kirchen häufig nicht geblitzt werden darf.

      Gerade aber dann für die Shootings von den einzelnen Paaren für die Reportage während der Feier ist das wieder eine Option, die man schnell auf- und abbauen kann und im Gegensatz zu einer regulären Softbox nicht auf einem zusätzlichen Stativ stehen muss.
      Auf der nächsten Hochzeit wird sie sicher Ihren Einsatz finden 🙂

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